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Der Personaler und das Digitale

In seinem Posting “Sehr kritische Gedanken zu Arbeiten 4.0 anlässlich der HR-Fachmesse Zukunft Personal” beschreibt der @Persoblogger recht anschaulich und, wie er selbst sagt, mit einem gehörigen Schuß Ironie, seine Erlebnisse und Gedanken auf und zur Mese Zukunft Personal, die er besucht hat. Diese stand unter dem buzzwordlastigen Motto “Arbeit 4.0”.

Er möchte damit seine These untermauern, daß das Personalwesen, vom Begriff Human Resources möchte ich aus Respekt vor den Beteiligten Menschen nicht reden (dazu am Schluß noch ein paar Sätze), alles andere als digital und schon gar nicht 4.0 sei.

Stilecht vorbereitet hat er sich, indem er sich eine Art Curriculum in einer Excel-Liste zusammen gestellt hat und diese dann ausgedruckt hat. Das sein ja alles sehr anti-digital und doppelte Arbeit. Ja, sehe ich genau so. Der Fehler war schon, ein Excel für diese Aufgabe zu verwenden. Ich würde das mit Evernote machen (in dem ich jetzt gerade übrigens diesen Text schreibe). Und dann hätte ich ihn auf allen Geräten, die ich so mitnehme, dabei. Ohne ihn ausdrucken zu müssen. Witzig oder?

Danach drückt er sein Mißfallen darüber aus, daß viele Teilnehmer während der Vorträge twittern. Menschen seien ja nicht multitaskingfähig. Früher, ja früher, da hätte man noch ordentlich mit Stift und Papier im Publikum gesessen und aufmerksam (1. Tätigkeit) mitgeschrieben (2. Tätigkeit). Merkste was? Spannend auch die Wortwahl. Die twitternden Zuhörer werden gar nicht als Subjekte angesprochen oder beschrieben, nur ihre Tätigkeit. Die aufmerksamen Papier-und-Stift-Zuhörer von früher, das waren Journalisten! Ja, das waren noch Zeiten! Mal abgesehen davon, daß für mich die Berufsbezeichnung Journalist immer mehr zu einem Schimpfwort wird. So wie ich seit Jahren nicht mehr “Consultant” genannt werden möchte.

Jetzt mal im Ernst, Herr Scheller: auf welchen Konferenzen waren Sie denn früher? Auf so eine, wo die Aufmerksamkeit der Zuhörer (und womöglich Journalisten!) gebannt n den Lippen des Referenten hängt, würde ich nämlich auch gerne mal gehen. Ich habe auch ein gewisses Maß an Erfahrung mit Konferenzen und Schulungen, aber eine Aufmerksamkeitsquote von 100% habe ich nirgends erlebt.

Sehr zurecht fragt Herr Scheller, warum ständig neue Säue von der HR-Industrie durchs Recruiting-Dorf getrieben werden. Die Antwort ist inhärent: weil es eine Industrie ist. Und die will verkaufen. Und verkauft wird neuer heißer Scheiß, nicht das solide und gut gemachte. Auch zurecht regt er sich darüber auf, daß Personaler entdeckt haben, daß respektvoller und professioneller Umgang mit Bewerbern tatsächlich etwas bringen könne.

Sehr schön auch seine Einlassungen zu Referenten zur Arbeit 4.0, die nicht mal ihre Powerpoint-Präsentation ohne Technikerhilfe nicht wieder starten können. Richtig klasse finde ich übrigens seine Erläuterung des Abstimmungsprozesses zum “Personalwirtschaftsaward”. Da wurden Pappkärtchen(!) mit QR.Codes(!) verteilt, die man mit dem Telefon scannen mußte, um online(!) seine Stimme abzugeben. Und dann war der lokale Internetzugang überlastet(!). Langsam gehen mir die Ausrufezeichen aus …

Nach der etymologischen Rückführung des Schokoschaumdesserts auf den großmütterlichen Schokoladenpudding schließt der Autor mit einem Appell, zwar offen für neue Ideen zu sein, aber diese immer kritisch zu hinterfragen. Dem ist nichts hinzuzusetzen und ich gehe jetzt mal schauen, wo ich einen Schokoladenpudding her kriege. Schönes Wochenende!

PS: Ach so, ja, da war ja noch das Thema der Begrifflichkeit von Human Resources bzw. warum ich den Begriff für respektlos halte. Resourcen sind im Wesentlichen Waren. Manchmal dinglicher Natur, manchmal immateriell. Menschen sind keine Dinge. Und auch keine Ware. So einfach ist das.

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Why “all incl” work contracts are a bad idea

It’s a constantly spreading habit of employers (at least in Germany) to offer work contracts which contain a passage saying that all overtime hours are included in the base salary. While this sounds like a good idea for employers, it eventually is not.

First there is some moral type of issue. The amount of work needed to fulfill a customer project is a entrepreneurial risk. This is why some people are employed and some are freelancing. The employed ones are offered a (somehow) fixed salary for his work time. The entrepreneur gets the surplus for taking the risk. Not paying overtime hours means to shift this entrepreneurial risk to the employee. Thats bad.

Then there is motivational issue. If I’m not paid for my time I have no interest whatsoever in a personal commitment exceeding my stipulated work time. My first project agency partner once said: “Think well, when investing your time without gain. Your work time is your only commodity. Don’t waste it without revenue.”

So think well when offering a contract to a prospective coworker: if you are interested in hiring a guy who cares for the project, then pay her/him by the hour. Don’t expect to be presented with his/her time.

(Image by http://deathtothestockphoto.com, License)

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Klein und gut

Neulich rauschte ein Blogposting des kleinen Seitenstraßenverlages an mir vorbei. Darin geht es darum, daß so mancher Verlag mit den so oft romantisierten kleinen unabhängigen Buchhändlern seine Probleme hat. Und daß man bei Amazon wenigstens gleich fair (bzw. unfair) zu allen Großverlagen behandelt wird. Für keine der beiden Parteien wird eine Lanze gebrochen, beide haben ihre Vor- und Nachteile. Fand ich spannend.

Das machte mich aber auch auf ein typisches Marketing- bzw. Vertriebsproblem der kleinen Verlage aufmerksam: wenn die Buchhändler sie nicht promoten, wo findet man sie dann? Ja klar, im Internet. Marketing über die sozialen Netzwerke etc. Aber da kämpft jeder Verlag für sich alleine. Damit bleibt die Sichtbarkeit im Promillebereich. Andere Branchen haben da eine interessante Lösung. Amazon Shops, eBay und Dawanda eint ein Prinzip: hier finden sich tausende kleinere Anbieter unter einem Dach. Ich brauche keine Google-Suche, um eine bestimmte Angebotsseite zu finden. Auch wenn auf solchen Portalen “die Konkurrenz” ja mit vertreten ist, steigt die eigene Sichtbarkeit für potentielle Kunden an. Diese Portale haben natürlich auch ihre Probleme für Anbieter: die Gebühren für Einstellen und Verkauf sind teilweise exorbitant (gut, Verlage sind da ganz andere Abschläge aus der Buchhandelsbranche gewohnt) und die Plattform gehört einem Unternehmen. Das macht die Anbieter abhängig. Wenn z.B. eBay keinen Bock mehr auf professionelle Anbieter hat, sperren sie diese aus und die Anbieter sind mit einem Schlag nicht nur von ihrer potentiellen, sondern auch von der Stammkundschaft getrennt.

Auf Twitter entstand dazu folgende kurze Diskussion:

Meine Idee dazu wäre:

  • Was wäre, wenn es ein solches Portal für Kleinverlage gäbe?
  • Inhaber bzw. Betreiber sollte dabei eine Art Dachorganisation der Verlage sein, damit keine für die Verlage unfaire Gewichtsverteilung auftritt.
  • Zudem braucht es einen technischen Betreiber, der das Ganze entwickelt und für den Betrieb sorgt.
  • Über die Höhe evtl. anfallender Gebühren müßte man sich als technischer Betreiber mit dem inhaltlichen Betreiber einigen.
  • “Die Kleinverlage” ist eine sehr heterogene Gruppe. Man muß Mittel und Wege finden, den Verlagen das Einstellen der Bücher zu vereinfachen.

Klingt ja alles ganz nett, nicht wahr? Warum hat es bisher noch niemand gemacht? Vielleicht war das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht gut genug, vielleicht hatte jemand keine gute Verbindung zu Literatur an sich und den kleinen Verlegern (eine direkte Verbindung hab ich ja auch nicht). Wer weiß?
Nächste Frage: warum leg ich mich so ins Zeug für eine Idee, die dann offensichtlich anderen zu Gute kommt? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Weil ich Literatur mag. Weil ich kleine Verlage mag. Weil ich die großen meist nicht mag. Weil der viel beschworene Zusammenbruch des Papierbuchmarktes vor allem die Großverlage mit ihren unglaublich aufwendigen Mechanismen treffen wird und die Kleinverlage vielleicht eine Möglichkeit sind, dieses Medium Buch, an dem ich so hänge, zu erhalten. Schaun wir mal, was jetzt passiert …

Nachtrag: eines ist schon passiert: der Seitenstraßenverlag hat die Reaktionen auf sein Posting mal zusammen gefaßt und im letzten Absatz werde auch ich mit meiner Idee kurz nicht-namentlich erwähnt ;)

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Neuer Wein in alten Schläuchen

Heute morgen las ich in der Frankfurter Sonntagszeitung vom letzten Wochenende (ja, ich komme nie dazu, eine Sonntagszeitung wirklich durchzulesen, das mach ich den Rest der Woche) ein Interview mit Thomas Vollmoeller, dem Vorstandsvorsitzenden von Xing. Darin wies er eindringlich darauf hin, wie sehr sich die Arbeitswelt geändert habe und noch ändere. Stellenbewerber hätten heute ganz andere Möglichkeiten als früher. Das erfordere auch von Firmen- oder Personalchefs ein anderes Daseinsmodell. Er zitierte hier den so oft strapazierten, aber ausnahmsweise mal angebrachten Begriff des Paradigmenwechsels.

Der Chef 2.0 soll Mitarbeitern morgens einen Grund zum Aufstehen und zur Arbeit gehen geben. Man müsse eine gemeinsame Aufgabe und Auffassung von dem, was man da tue entwickeln. Ihr seht schon, ich vermeide bewußt – so wie Vollmoeller – den Begriff ‘Vision’. Allerdings könne ein Mitarbeiter nur dort einem Firmenchef oder Vorgesetzter vertrauen, wo dies auf Gegenseitigkeit beruhe. An der Stelle schweiften meine Gedanken etwas ab, weil ich schon den Eindruck habe, daß sich da in den Chefetagen etwas bewegt hat. Ich bin bzw. war ja auch mal Chef und hatte eigene Mitarbeiter. Und habe ähnlich darüber gedacht wie er. Und ich habe aus vielen Firmen, in denen ich als Berater tätig war den Eindruck, daß das mit der Gegenseitigkeit noch nicht so recht funktioniert.

Ich kenne sehr viele Mitarbeiter, vorwiegend in IT Firmen, weil ich dort meist tätig war, die sich zwar über mangelndes Entgegenkommen ihres Chefs beschweren, aber selbst noch das “Wir gegen Die” Szenario im Kopf haben. Ich meine diese klassische Sicht von Gewerkschaften auf Firmen als das Böse schlechthin, daß dem Mitarbeiter die Lebenskraft aussaugt und dem man mit Blut und Schweiß einen Obulus abtrotzt. Ich weiß, daß ich hier maß- und hemmungslos übertreibe. Ich wollte das Bild möglichst bunt malen ;)

Natürlich kann man sich jetzt fragen, wie sehr die defensive Einstellung der Mitarbeiter auf Enttäuschungen mit dem Unternehmen beruhen. Und man sollte nicht aus dem Auge lassen, daß Firma und Mitarbeiter natürlich nicht alte Freunde sind, denen man blind vertrauen kann. Ich denke, ein Stück weit sind schon bestehende Arbeitsverträge das Problem. In neuen Verträgen kann man flexible Modelle aushandeln und dann eben auch deren Spielregeln festlegen. Alte klassische Arbeitsverträge als Grundlage flexibler Mitarbeiter zu sehen, die ein Stück weit für ihre Firma unternehmerisch denken, ist wohl etwas schwierig.

Und wenn man die neuen Arbeitsplatzregeln des Gesetzgebers liest, stellt man fest, daß die zwar dem Schutz der Mitarbeiter dienen sollen, aber eben auch exakt Null Flexibilität enthalten. Da sollen Arbeitszeiten immer und auf jeden Fall erfaßt werden. Das ist gut, weil es viele Menschen gibt, die ohne eine solche Kontrolle (wie effektiv die ist, sei mal dahin gestellt) von ihren Unternehmen oder sogar sich selbst, regelrecht ausgebeutet werden. Firmen wie Best Buy in den USA, die das “ROWE” (result oriented work environment) Prinzip eingeführt haben, sucht man trotz guter Debattenbeiträge wie den des geschätzten Autors Markus Albers leider in Deutschland meist immer noch vergeblich.

Ich kenne allerdings Unternehmen, die eine, man möchte sagen typisch deutsche, Mittelweglösung gefunden haben: dort gibt es eine Arbeitszeiterfassung. Aber da tragen die Mitarbeiter selbst ihre Zeiten ein. Ob die Werte richtig sind, kontrolliert im Normalfall niemand. Ich gehe mal davon aus, daß jemand, der täglich 8h einträgt, aber nie im Haus ist, schon auffallen würde. Die Zeiten, die da nachher in Summe heraus kommen pro Monat, interessieren weitestgehend auch niemanden. Problematisch wird das an der Stelle nur, wenn diese Stundenkontingente als Basis für die Abrechnung von Kundenprojekten benutzt werden. Das funktioniert an der Stelle nur, wenn der Kunde dem Unternehmen als Dienstleister ein gewisses Vertrauen entgegen bringt.

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Mehr Effizienz durch Verzicht – auf Effizienztips

Liebe Effizienzcoaches und Produktivitätsgurus,

es war schön mit euch (das ist jetzt gelogen, aber im Sinne der Effizienz, sonst kommen wir hier ja nicht weiter). Ihr habt immer so wunderbare Ratschläge für mich bereit gehalten wie:

  • Steh einfach 2 Stunden früher auf, dann hast du 2 Stunden mehr Arbeitszeit
  • Lies nur einmal die Woche Mails, das spart mindestens 10 Minuten pro Tag

und viele mehr. Das ganze gipfelt in der, in Gründerkreisen so unheimlich beliebten, Floskel:

Work hard

die an Unsinn nur noch durch den Slogan des Businesspunk-Magazins übertroffen wird:

Work hard, play hard.

Sehr berühmt ist auch das Buch “Seven habits of Highly Effective People” eures Bruders im Geiste Stephen Covey. Es handelt sich bei Covey um einen Mormonen (das alleine diskreditiert ihn für mich), der z.B. den Begriff der abundance mentality geprägt hat, die davon ausgeht, daß für alle genug (Resourcen) vorhanden sind. Er vertritt dagegen die Haltung, daß immer, wenn ein anderer gewinnt (einen Job, einen Vertrag, einen Preis etc.), man selbst verliert. Sehr ihr die Welt so? Wenn ja, dann seid ihr echt arme Schweine.

Was mich an der Sache, neben der oft seltsamen Mischung aus Banalität und Schwachsinn in euren Ratschlägen, am meisten fuchst, ist eure Geisteshaltung. Die stinkt nämlich unheimlich nach protestantischer Ethik. Genauer gesagt nach der sogenannten innerweltlichen Askese, die schon Max Weber in “Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus” als eine der Grundlagen der auf Profit beruhenden Ethik des Kapitalismus bezeichnet.

Versteht mich nicht falsch liebe Freunde der Selbstausbeutung: Ich arbeite gerne, sehr sogar. Vor allem, wenn ich Dinge tun kann, die ich mag. Ich mache das so gerne, daß ich daraus einen Beruf gemacht habe. Ja genau, den Technology Scout. Aber ich kann den work hard-Schwachsinn einfach nicht mehr hören.

Und um noch mal auf die Idee mit dem 2h früher Aufstehen zurückzukommen: Ja, die ist echt, das hab ich so irgendwo gelesen. Ob den anderen Lesern der Tips nicht in den Sinn kam, daß sie damit ihre Freizeit am Abend kannibalisieren? Weil irgendwoher müssen die verdammten zwei Stunden ja kommen, entweder man geht früher ins Bett (sic!) oder man schläft zwei Stunden weniger. Letzteres könnte ein Grund für eure somnambulischen Vorschläge sein.

Nichts für ungut: Geht ihr weiter eurem Geschäft nach, das daraus besteht, anderen Leuten einzureden, daß sie sich nur nicht genug anstrengen, um mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Freunde, mehr Zeit, mehr IRGENDWAS zu bekommen. Ich werde eure Ratschläge weiterhin ignorieren und euch immer dann, wenn ich denke, daß ihr den Menschen schadet, die euch da gerade zuhören, Paroli bieten. Es könnte allerdings sein, daß es je nach Schwere eures verzapften Unsinns nicht bei einem offenen Brief bleibt. Dann sehen wir uns wohl mal persönlich.

Ich freu mich schon drauf.

Viele Grüße,
euer Volker

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Kundenorientierung im eCommerce – ein Beispiel

Heute möchte ich kurz über ein Thema sprechen, das im gesamten Handel, besonders aber im eCommerce wichtig ist: Kundenorientierung. Das klingt jetzt nach Consulting-Geschwurbel, aber was ich meine ist folgendes:

Wie Channelpartner in einem Artikel berichtet hat das ECC Köln in einer Studie festgestellt, daß Webshop-Anbieter in ihren Shops diejenigen Zahlungsarten anbieten, die sie selbst für sich als Händler für gut und akzeptabel halten. Das sind dann so Dinge wie Vorkasse, Sofortüberweisung oder Nachnahme. Die Begründung: da kommt das geringste Disagio auf bzw. der Kunde zahlt die Extrakosten. Und die Zahlungsausfälle sind am geringsten.

Dann hat man Kunden gefragt, welche Zahlungsarten sie bevorzugen. Und wie nicht anders zu erwarten, mochten die Kunden das exakt diametral entgegengesetzte Spektrum an Zahlungsarten, nämlich auf Rechnung oder Lastschrift. Lediglich bei PayPal waren sich beide Seiten halbwegs einig. Und auch hier ist die Begründung einfach: weniger Vertrauensvorschuß für den Händler, Bequemlichkeit und geringe bzw. keine Transaktionskosten. Händler, die ihr Payment-Portfolio entsprechend erweiterten konnten teilweise, je nach Branche, mit signifikanten Umsatzzuwächsen aufwarten.

Warum ich das Thema noch einmal aufgreife ist, daß mir persönlich gestern abend ein anderer Fall von sagen wir merkwürdigem Umgang mit Kunden im eBookstore von Minimore.de aufgefallen ist. Ich muß aber im Vorfeld schon betonen, daß der Support des Händlers grandios gut war. Nichtsdestotrotz kam ich ins Grübeln. Aber der Reihe nach.

Ich folge auf Twitter einem Link in den Webshop von Minimore. Das ist insofern bedeutsam, als daß der in den Twitterclient Plume eingebaute Webbrowser CuiCui wohl Probleme mit dem Download von Dateien hat. Ich kaufte also ein eBook, der Browser behauptete, er lade das jetzt runter und nichts passierte. Dann hab ich in den Android “Downloads” den Download noch einmal angestoßen. Wieder ewiges Warten und nichts passiert.

Dann bin ich mittels Android Chrome in mein Kundenkonto auf der Webseite gegangen und wollte den Downloadlink aus der Bestellanzeige noch einmal anklicken. Daraufhin bekam ich die Fehlermeldung “Sorry, you have reached your download limit for this file”. Ich habe mich dann beim Twitteraccount des Shops gemeldet, der auch sofort reagierte. Heute morgen sehr früh kam dann eine EMail mit allen von mir gekauften eBooks als Anhang, da man den Fehler nicht nachvollziehen konnte, was ich gut verstehen kann. War ja offensichtlich ein clientseitiges Problem.

Was ich dagegen nicht verstehe ist der Hinweis in der Mail, daß man die eBooks nur dreimal downloaden kann. Ich war erstaunt, weil ich das bisher noch bei keinem eBookvertrieb gesehen habe. Die AGBs etc. enthielten auch keinen Hinweis auf ein Downloadlimit. Warum tut man so etwas? Aus Angst vor DoS Angriffen? Ich weiß es immer noch nicht. Vielleicht kommt ja noch Licht in die Sache :)

Zum Abschluß muß ich noch einmal betonen: ich mag den Webshop von Minimore.de sehr. ich mag vor allem die Geschäftsidee und die angebotenen eBooks. Ich bin ansonsten mit der Bestellabwicklung auch sehr zufrieden, weil sie allgemein üblichen eCommerce-Standards folgt. Und ich bin beeindruckt von der Schnelligkeit und Hilfsbereitschaft des Supports. Über die Rahmenbedingungen des Downloadcounters möchte man dort aber vielleicht noch einmal nachdenken :)

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eCommerce aus dem letzten Jahrhundert

Ich habe diese Woche einige Komponenten für einen HTPC (Home Theatre PC) bei einem süddeutschen Elektronikversand bestellt. Ich bin Neukunde bei diesem Händler, habe mich registriert und im Vorhinein Einzugsvollmacht erteilt. Dann habe ich für knapp über € 260,- Hardware bestellt und als Zahlungsart “Bankeinzug” gewählt. Die Bestellung wurde akzeptiert und ich erhielt eine Bestellbestätigung.

Am nächsten Tag meldete sich eine Kundenbetreuerin bei mir per Mail und einen Tag später auch noch per Briefpost, mit dem Anliegen, daß ein Betrag von € 260,- nicht per Bankeinzug verrechenbar sei. Ob das nur für Neukunden gilt oder insgesamt, konnte ich dem Text nicht entnehmen. Man bot mir Nachnahme und Paypal an. Ich habe dann zurück gerufen und um Zahlung per Paypal gebeten. Man sagte mir dann, ich würde eine EMail erhalten mit einem Link zu Paypal. Die EMail ließ dann noch einen Tag auf sich warten. Ich habe dann prompt bezahlt und hoffe nun auf eine halbwegs schnelle Lieferung.

Das ist ein allgemeines Bild, daß ich sehr häufig bei alt eingesessenen Versendern sehe, die “auch im Web” aktiv sind:

  1. Die Reaktionszeit auf die Bestellung und jede  weitere Kommunikation ist viel zu lang. Ich vermute, Mails werden einmal am Tag versandt.
  2. Die Kommunikation ist nicht transparent und eindeutig. Aus dem Anschreiben war nicht ersichtlich, ob die Betragsgrenze für Bankeinzug einmalig für Neukunden gilt oder generell.
  3. Der Webshop kann auf bestimmte Dinge, wie einen speziellen Kundenstatus nicht reagieren. Er nimmt die Bestellung an, obwohl mir eigentlich “Bankeinzug” als Zahlungsart nicht angeboten werden sollte.

Gerade Punkt 3 finde ich sehr erstaunlich. Bei Landsend, einem Outdoormodeversand mit langer Tradition (in den USA seit den 1960er Jahren im Geschäft) ist bzw. war es so, daß man Rabattcodes oder Sonderaktionen (“bei Kauf von 3 T-Shirts gibt es X% Rabatt”) einfach nicht abbilden konnten. Da wird/wurde immer der volle Auftragswert angezeigt mit dem fetten Hinweis evtl. Gutscheine oder Rabatte wären erst auf der dem Paket beiliegenden Papierrechnung zu entnehmen.

Zu Punkt 1: Ich habe schon mal erlebt, daß ich als Auftragsbestätigung eine Mail bekam, in der stand, dies sei keine Auftragsbestätigung, da meine Bestellung erst noch von einem (menschlichen) Sachbearbeiter kontrolliert werden müsse. Ich kenne keinen Grund, der das nötig machen würde, daß ein Mensch jede Bestellung kontrolliert, wenn (!) die Regeln für Versand und Zahlung korrekt eingerichtet sind und eine vernünftige Anbindung für die Warenwirtschaft existiert.

Leute, so geht das nicht. Nahezu alle Webshops können Zahlungsarten oder Versandarten (“keine Packstation für Erstbesteller”) abbilden, man muß es nur einbauen. Wenn der Shop das nicht kann, ist der den Platz auf der Festplatte nicht wert!

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Kritik und Selbstkritik – ein Nachtrag

Wie ich ja schon im letzten Posting angedeutet habe, muß ich im Nachgang Selbstkritik üben. Das letzte Posting schrieb ich, als ich sauer war. Bei jedem, der selbst bloggt, klingeln jetzt die Alarmglocken. Man kann so etwas schreiben, wenn man sauer ist. Vielleicht auch, um die “Fahrt” die man da gerade aufgenommen hat, irgendwo zu dokumentieren. Man sollte den Text aber nicht direkt publizieren. Kleines Schreibe-ABC, verkackt. Sechs, setzen.

Den Text aus dem Blog zu nehmen oder zu ändern, darüber habe ich nachgedacht. Habs aber nicht gemacht. Das wäre meiner Meinung nach nicht ehrlich. Meinen Scherben mit einem zweiten Posting hinterher zu kehren finde ich da besser.

Das zweite Fazit des Vorgangs ist, daß ich mich über Gesprächssituationen, die mich ärgern, direkt beschweren sollte. Beim Verursacher meines Problems. Manchmal kracht es dann, meist wird man aber wohl Eskalationen vermeiden können.

In diesem Sinne: schönes Wochenende.

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Technik vs. Sozialkompetenz

Es gehrt eigentlich nicht zu meinen Angewohnheiten, echte Situationen aus meinem Job zu publizieren. Besonders nicht, wenn sie auch andere Kollegen betreffen. Damit breche ich jetzt zum ersten Mal.
Heute morgen kam ich in mein Büro und fand meinen Zweitlaptop (ein Gerät unter Windows 7) mit gesperrtem Bildschirm vor. Nichts besonderes, also einloggen und feststellen, daß jemand den Bildschirmhintergrund geändert und mich brüllt sozusagen ein Söldnertyp an, ob denn niemand mehr seinen Rechner sperren würde.
Kurze Nachfrage ergab, daß das jemand aus dem Team gemacht hatte, dessen Projektleiter ich bin. Ich sagte ihm dann, daß ich ihm nächstes Mal die Ohrläppchen an den Tisch nagele, wenn er noch mal meinen Rechner anfassen sollte. Er antwortete, daß es sich um ein Sicherheitsrisiko handele, den Rechner unbeaufsichtigt ungesperrt zu lassen und es wahrscheinlich sogar eine IT Policy dagegen gäbe. Meine Entgegnung, daß er den Bildschirm auch einfach hätte sperren können führte zur Antwort, er habe mir da aber jetzt mehr Humor zugetraut.
Meine Leser werden sich nun wahrscheinlich in 2 Lager spalten. Die einen werden sagen, daß der Kollege doch Recht hatte und die Zurechtweisung doch mit einer Portion Humor verbunden hätte. Ob es auch jemanden gibt, der meinen Standpunkt versteht, weiß ich nicht. Deshalb versuche ich das hier kurz zu erklären.
Ich habe ein extremes Problem damit, wenn jemand meinen Rechner benutzt. Das irritiert häufiger schon mal Kollegen, die mir “kurz was zeigen” wollen. Es dringt in meine Privatsphäre ein. Ich habe das nie verstanden, bis ich auf Mashall McLuhans “Understanding Media: The Extensions of Man” gestoßen bin. Ich verleibe mir so ein blödes elektronisches Endgerät anscheinend soweit ein, daß es in meiner Anschauung zu mir selbst gehört.
Daher empfinde ich sein Vorgehen als einen Mangel an Respekt. Im Nachgang bei der Diskussion verbunden mit einem kompletten Fehlen an Sozialkompetenz. Ich habe versucht, ihm zu erklären, daß er in meine “Komfortzone” eingedrungen ist, eine Grenzüberschreitung begangen hat, die ich nicht tolerieren kann. Er hat mich schlicht nicht verstanden und mit der Faktenlage der Sicherheitsbedrohung argumentiert. In dieser Hinsicht hat er Recht, aber das war nicht mein Thema. Mir ging es um den Umgang miteinander, das Sozialverhalten. In seinem Werteuniversum ist diese Dimension aber nicht existent. Nichts geht über die Einhaltung der faktischen Regeln. Zu deren Umsetzung heiligt der Zweck die Mittel.
Da prallen zwei Anschauungen aufeinander. Auf seiner Seite die Auffassung, daß es auf die Fakten ankommt. Umgangsformen haben da wenig Platz, sie sind ihm egal. Wem sie wichtiger zu sein scheinen (!) als die Technik und Sicherheit, der zeigt in seinen Augen mangelnde Professionalität. Auf meiner Seite die Überzeugung, daß man, wenn man von Menschen etwas möchte, sie mit einem gewissen Basisrespekt behandeln muß. Wenn nicht, tropft man ab und schadet sich selbst und der Sache die man eigentlich vertritt. Das Gegenüber verliert jeglichen Respekt. So hier geschehen. Schade, das Terrain wird er auch mit Sachkompetenz nicht wieder gut machen können.
Wie seht ihr das? Rede ich Unsinn? Mache ich aus einer Mücke einen Elefanten? Oder versteht jemand mein Problem?

Update: das im Kommentar angekündigte Follow-Up findet ihr hier.

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Ist ein CMS ohne Datenbank kein CMS?

Vor einiger Zeit entspann sich eine kurze Diskussion zwischen Christian Aust und mir auf Twitter, die in einer Aussage von mir gipfelte, daß ich Content Management Systeme ohne Datenbank für nicht gut halte. Nun hat er ein Posting dazu geschrieben. Das möchte ich kurz beantworten.

  • Keine Datenbank, somit keine Migration: Das ist so nicht richtig. Migrationen entstehen, wenn sich das Datenmodell ändert. Auch Content auf der Platte in Textdateien hat ein inhärentes Datenmodell. Wenn sich das ändert, muß man alle Dateien einzeln durchgehen und umbauen. Das halte ich für schwieriger. Zudem existieren für alle CMSse, die ich kenne, Updater, die sowas im Hintergrund für mich erledigen.
  • Das Produktivsystem ist nicht dynamisch schreibbar: verstehe ich nicht ganz. Ist das Verzeichnis mit dem Content-Baum read-only? Wenn ich einen Hacker auf dem Rechner habe (durch eine OS Sicherheitslücke), dann ist das völlig egal. Wenn es sich um eine CMS Sicherheitslücke handelt, ist es auch egal, weil das Markdown der Contentdateien ja noch dynamisch durch das Ruby CMS müssen. Vielleicht verstehe ich das Argument auch einfach noch nicht.
  • Dateiverwaltung geschieht über Dateitools und Versionsmanagement: WordPress ist ein denkbar schlechtes Beispiel für gute Softwarearchitektur bzw. es ist ein brilliantes Beispiel dafür, was man alles nicht machen soll. Wie z.B. URLs oder Pfade der Installation in die Datenbank schreiben. Und das auch noch in serialisierten PHP Arrays. Ansonsten ist die bitemporale Datenhaltung in SQL Datenbanken ein seit langem gelöstes Problem.
  • Workflow-Management über git sign off et al.: Was daran jetzt leichter sein soll als den Workflow eines ausgewachsenen CMS zu nutzen weiß ich nicht. Gute CMSse bieten dieses Feature von Hause aus an.

Nesta CMS verwaltet seinen Content, wie ich auf der Webseite gelesen habe, in Markdown Dateien in einem separaten Verzeichnisbaum. Dieser Baum bildet dann nachher die URL-Pfade online ab. Ich werde wohl nie verstehen, warum man eine Markup-Sprache (HTML) durch eine andere (Markdown) ersetzt. Im Zweifelsfall stehen mir diese Dinger im Weg. Das Argument, daß ja nur ein bestimmtes erlaubtes Subset von HTML aus der anderen Markupsprache in HTML übersetzt wird und damit für mehr Sicherheit gesorgt wird ist ja auch nur ein gewisses Scheinargument. Das steht und fällt mit der Güte des Parsers.

Für größere Unternehmen eigent sich so ein filebasiertes CMS eher nicht, weil man hier z.T. zeitgleiche Schreibzugriffe auf einzelne Dateien hat. Das funktioniert eher schlecht. Beim Lesen des Contents gehe ich mal davon aus, daß hier der Filesystem Cache Kollisionen verhindert bzw. Zugriffe beschleunigt.
Es gibt ja auch noch CMSse, die allen Content in einer Datei speichern. Die sind dann auch noch beim Lesezugriff langsam.
Mein Fazit: Nicht jedes CMS ist für alles und jeden geeignet. Da spielen faktische Rahmenparameter genau so eine Rolle wie der persönliche Gusto des Benutzers. An einer Evaluation verschiedener Kandidaten führt wohl kein Weg vorbei.