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Kritik und Selbstkritik – ein Nachtrag

Wie ich ja schon im letzten Posting angedeutet habe, muß ich im Nachgang Selbstkritik üben. Das letzte Posting schrieb ich, als ich sauer war. Bei jedem, der selbst bloggt, klingeln jetzt die Alarmglocken. Man kann so etwas schreiben, wenn man sauer ist. Vielleicht auch, um die “Fahrt” die man da gerade aufgenommen hat, irgendwo zu dokumentieren. Man sollte den Text aber nicht direkt publizieren. Kleines Schreibe-ABC, verkackt. Sechs, setzen.

Den Text aus dem Blog zu nehmen oder zu ändern, darüber habe ich nachgedacht. Habs aber nicht gemacht. Das wäre meiner Meinung nach nicht ehrlich. Meinen Scherben mit einem zweiten Posting hinterher zu kehren finde ich da besser.

Das zweite Fazit des Vorgangs ist, daß ich mich über Gesprächssituationen, die mich ärgern, direkt beschweren sollte. Beim Verursacher meines Problems. Manchmal kracht es dann, meist wird man aber wohl Eskalationen vermeiden können.

In diesem Sinne: schönes Wochenende.

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Technik vs. Sozialkompetenz

Es gehrt eigentlich nicht zu meinen Angewohnheiten, echte Situationen aus meinem Job zu publizieren. Besonders nicht, wenn sie auch andere Kollegen betreffen. Damit breche ich jetzt zum ersten Mal.
Heute morgen kam ich in mein Büro und fand meinen Zweitlaptop (ein Gerät unter Windows 7) mit gesperrtem Bildschirm vor. Nichts besonderes, also einloggen und feststellen, daß jemand den Bildschirmhintergrund geändert und mich brüllt sozusagen ein Söldnertyp an, ob denn niemand mehr seinen Rechner sperren würde.
Kurze Nachfrage ergab, daß das jemand aus dem Team gemacht hatte, dessen Projektleiter ich bin. Ich sagte ihm dann, daß ich ihm nächstes Mal die Ohrläppchen an den Tisch nagele, wenn er noch mal meinen Rechner anfassen sollte. Er antwortete, daß es sich um ein Sicherheitsrisiko handele, den Rechner unbeaufsichtigt ungesperrt zu lassen und es wahrscheinlich sogar eine IT Policy dagegen gäbe. Meine Entgegnung, daß er den Bildschirm auch einfach hätte sperren können führte zur Antwort, er habe mir da aber jetzt mehr Humor zugetraut.
Meine Leser werden sich nun wahrscheinlich in 2 Lager spalten. Die einen werden sagen, daß der Kollege doch Recht hatte und die Zurechtweisung doch mit einer Portion Humor verbunden hätte. Ob es auch jemanden gibt, der meinen Standpunkt versteht, weiß ich nicht. Deshalb versuche ich das hier kurz zu erklären.
Ich habe ein extremes Problem damit, wenn jemand meinen Rechner benutzt. Das irritiert häufiger schon mal Kollegen, die mir “kurz was zeigen” wollen. Es dringt in meine Privatsphäre ein. Ich habe das nie verstanden, bis ich auf Mashall McLuhans “Understanding Media: The Extensions of Man” gestoßen bin. Ich verleibe mir so ein blödes elektronisches Endgerät anscheinend soweit ein, daß es in meiner Anschauung zu mir selbst gehört.
Daher empfinde ich sein Vorgehen als einen Mangel an Respekt. Im Nachgang bei der Diskussion verbunden mit einem kompletten Fehlen an Sozialkompetenz. Ich habe versucht, ihm zu erklären, daß er in meine “Komfortzone” eingedrungen ist, eine Grenzüberschreitung begangen hat, die ich nicht tolerieren kann. Er hat mich schlicht nicht verstanden und mit der Faktenlage der Sicherheitsbedrohung argumentiert. In dieser Hinsicht hat er Recht, aber das war nicht mein Thema. Mir ging es um den Umgang miteinander, das Sozialverhalten. In seinem Werteuniversum ist diese Dimension aber nicht existent. Nichts geht über die Einhaltung der faktischen Regeln. Zu deren Umsetzung heiligt der Zweck die Mittel.
Da prallen zwei Anschauungen aufeinander. Auf seiner Seite die Auffassung, daß es auf die Fakten ankommt. Umgangsformen haben da wenig Platz, sie sind ihm egal. Wem sie wichtiger zu sein scheinen (!) als die Technik und Sicherheit, der zeigt in seinen Augen mangelnde Professionalität. Auf meiner Seite die Überzeugung, daß man, wenn man von Menschen etwas möchte, sie mit einem gewissen Basisrespekt behandeln muß. Wenn nicht, tropft man ab und schadet sich selbst und der Sache die man eigentlich vertritt. Das Gegenüber verliert jeglichen Respekt. So hier geschehen. Schade, das Terrain wird er auch mit Sachkompetenz nicht wieder gut machen können.
Wie seht ihr das? Rede ich Unsinn? Mache ich aus einer Mücke einen Elefanten? Oder versteht jemand mein Problem?

Update: das im Kommentar angekündigte Follow-Up findet ihr hier.