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Alle meine Hüte

Einleitung

“I solve problems and I manage. I know how to wear a suit and I like the smell of virtual machine oil. I hold a Ph.D. in chemistry.”

Ein Freund und Kollege von mir hatte immer so einen schönen Spruch: “Ich habe viele Hüte auf”. Was er damit meinte war, daß er im Prinzip viele Berufe gleichzeitig ausübt bzw. Aufgaben wahrnimmt. Das paßt prima zu einer Blogparade, die Wibke Ladwig gerade angezettelt hat. Und da ich mit Berufsbezeichnungen auch so meine Erfahrungen habe, dachte ich: da mach ich mal mit.
Ich hatte nämlich mal einen Termin bei einer PR Beraterin. Die Dame saß mir gegenüber, spitzte ihren Stift und fragte: “Dann erzählen Sie mal, was machen Sie denn so?” Als ich nur wenige Stunden später fertig erzählt hatte, waren mehrere Din A4 Blätter beidseitig beschrieben. Macht euch also auf was gefaßt …

Studium und so

Fangen wir historisch an: ich habe Chemie studiert. Genauer gesagt habe ich mein Diplom in theoretischer Chemie gemacht zum Thema “Simulation von 1H-Kernresonanzspektren von Molekülen mit hoher Protonenzahl”. Danach habe ich an einem anderen Lehrstuhl promoviert zum Thema “Kernresonanz an porösen Medien”.
Als Chemiker im eigentlichen Sinne habe ich nie gearbeitet, ich bin direkt in der IT gelandet. Ich habe aber immer die UNIX Server der Institute verwaltet, in denen ich tätig war. Als ich Jahre später meinen Doktor-Vater noch mal bei einer anderen Promotionsfeier traf, hatten wir ein erhellendes Gespräch:
Er: “Und? Wat machen’se so?”
Ich: “Ich arbeite in der IT.”
Er: “Det hätt’ ick Ihnen jleich sagen können!”
Da war er wohl weitsichtiger als ich …

Berufsweg und Engagements

Ich bin seit vielen Jahren selbstständig als Softwareentwickler (Python, PHP, C, C++, Fortran, Java, Ada, Pascal …) und Projektleiter. Mit den Details der diversen Projekte möchte ich hier niemanden langweilen. Als mir ein langjähriger Kunde einen Posten als Projektleiter für webbasierte Applikationen anbot, konnte ich nicht widerstehen.
Ich arbeite also hauptberuflich als Projektleiter bei einem mittelständischen Unternehmen und freiberuflich als Consultant/Berater für alle möglichen Softwareprojekte. Und als wäre das nicht genug, engagiere ich mich auf Konferenzen wie der International PHP Conference, der iX Konferenz “Bessere Software” und BarCamps (Köln, Berlin …). Und auch das reichte noch nicht, deshalb bin ich Mitgründer und -organisator von Aachens erster und einziger Konferenz zu Internet- und Technikthemen, der Webcon. Und um noch eins drauf zu setzen, gehe ich gerade mit dem Gedanken schwanger, ein ScienceCamp zu organisieren, also ein BarCamp für und mit Naturwissenschaftlern, Studenten und anderen Interessenten.

Lieblingsthemen

Neben all dem habe ich aber auch noch eine Reihe von Themen, die mich besonders interessieren. Zum einen ist das der Bereich Technologyscouting und Innovationsforschung. Hier kann ich meinen technischen Spieltrieb für unkonventionelle Lösungen ausleben. Daher kommt ja auch der Name dieses Blogs.
Dann wäre da mein Zweitblog Auch in Pink, auf dem es um Mode geht. Ja ich weiß, das paßt gar nicht zu den anderen Dingen. Ist aber so. Und da ich ein waschechter Akademiker bin, interessieren mich Soziologie und Semiotik der Mode. Dazu hab ich auch letztes Jahr einen wahnsinnig überfrachteten Talk auf dem Pecha-Kucha-Abend der Webcon gehalten.
Ein weiteres Lieblingsthema, das ich aus dem Studium sozusagen herüber gerettet habe ist die Quantenmechanik. Hierzu gibts auf diesem Blog eine kleine (bisher unvollendete) Serie von Postings.

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Singer-Songwriter Developer

Ich muß gestehen, mit den meisten Singer-Songwritern habe ich ein Problem. Diese “ich brauche nur mich und meine Gitaharre!” Einstellung führt meines Erachtens oft zu dürftigen Resultaten. In einer sehr hitzigen Diskussion gestern fiel mir auf, daß es eine ähnliche Einstellung bei Entwicklern gibt. Gestern führte meine Nachfrage nach MacOS TextEdit auf Twitter innerhalb 2 Sätzen zur Unterstellung mittelschweren Trolltums.

Wenn ich einen Schritt zurück trete und finde ich persönlich 3 historische Phasen:

  • Ganz früher nutzte man die Tool Chain, die das jeweilige System bot.
  • Dann kam die Zeit, als es cool wurde, möglichst komplexe Tools zu verwenden, quasi ein digitales Gear Acquisition Syndrome. Die großen IDEs stammen fast alle aus dieser Epoche.
  • Momentan beobachte ich einen Trend, daß man auf möglichst primitive, meist im Lieferumfang der jeweils benutzten Plattform enthaltene Tools setzt, um relativ komplexe Aufgaben zu lösen.

Während so an und für sich gegen keinen der Trends etwas zu sagen ist (soll doch jeder die Tools nutzen, mit denen er produktiv ist), geht die eigene Einstellung bei IT technisch vorbelasteten Zeitgenossen oft mit einer sehr speziellen Form des Egozentrismus einher, der postuliert, daß der eigene Weg der einzig wahre ist. Man suhlt sich quasi in der Freude über die eigene Askese.

Ein Gutes hatte das Gespräch gestern: ich schreibe ein Posting drüber und denke noch mal drüber nach … nur in der anderen Reihenfolge. Ich plädiere hiermit für mehr Selbstreflexion!

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Basics of Trend Scouting, Part 1

This will be the start of a short series of postings dealing with trend scouting or trend forecasting. The goal is to get an overview of things happening in trend scouting so I can link to my main area of interest which is technology scouting.
We will get straight some basic vocabulary, have a look on how trends propagate through society and what the lifetime cycle of a trend looks like. Most of this basic knowledge will help us to understand how technology scouting and trends in technology work. So lets start with some basic terms.

Trend

A trend can be any sort of physical or emotional shift or movement in society. A trend is a movement in a defined direction. A style (which is often confused with trends) in contrast is where you arrive when you follow a trend. In consequence a trend is a line or way, a style is a point or location. A trend is a sociological anomaly or oddity being visible as sort of a peak in an otherwise rather flat cultural landscape.

Trend scout / Trend forecaster

Trend scouts and forecasters are people looking for the afore mentioned patterns or shifts in attitude, lifestyle or mindset which contradict common thinking or behaviour.

The spreading of trends

Some trends spread in analogy to an infection. The phenomenon of this type of “cultural gene” is often referred to as a meme, a term coined by Richard Dawkins in his book The Selfish Gene.
The mechanism of proliferation can be discribed by a theory of Everett Rogers called “Diffusion of Innovations”. Based on data by Bryce Ryan and Neal Gross who observed how farmers in Iowa adapted innovations in farming technology he identified several groups of people, who adopt innovative changes with different speed. There are several diffusion of innovation curve variants, but the following image shows a common one:
Diffusion_of_Innovation
Innovators make up for 2.5% of all observed individuals, early adopters for around 13.5%. This shows that the fraction of people responsible for creating innovation and change is small. Its here where trend scouts and forecasters have to look for things coming.
In the next part we will have a look at how trends can be found and identified and how professional trend forecasters work.
To finish this first delivery I would like to list some literature references, which might be of interest:
Malcolm Gladwell, The Tipping Point: How Little Things Can Make a Big Difference
Martin Raymond, The Trend Forecaster’s Handbook

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Das Problem mit Prognosen …

Erst neulich las ich in einem niederländischen Wirtschaftsmagazin einen Artikel über Lynda Gratton, die angeblich (und das meine ich nicht abwertend, ich kenne sie schlicht nicht) zur Weltelite der HR Führungskräfte gehört. Diese machte Furore mit einer Publikation über die Ergebnisse einer Umfrage, die sie gemacht hatte, um heraus zu finden, welche Veränderungen klassisches Management in den nächsten 30 Jahren zu erwarten hat.
Also erst einmal finde ich es erstaunlich, daß sie aus einer Momentaufnahme Forecasts mit einer Reichweite von 30 (!) Jahren machen kann. Alle bisherigen Versuche in Wirtschaft und/oder Wissenschaften Voraussagen über einen längeren Zeitraum als einige wenige Jahre zu machen, sind gescheitert. Aus dem Jetzt auf das noch nicht entdeckte oder realisierte zu schließen ist schlicht weg unmöglich.
Was mich aber mindestens genau so schockiert ist die Auswahl der Interviewpartner für die Befragung und damit ja auch die Datenbasis für ihre Voraussagen: 200 Top Manager aus ca. 45 bekannten Großunternehmen. Seit ich Nicolas Talebs Buch “Der schwarze Schwan” gelesen habe, fallen mir solche Dinge häufiger auf.
Es gibt bei statistischen Aussagen einen methodischen Fehler, den man meist gar nicht sieht, und der schleicht sich mit der Auswahl der überhaupt in die Statistik einfließenden Daten ein. auch wenn in der hier betroffenen Umfrage vielleicht gar keine Statistik im eigentlichen Sinne betrieben wird, handelt es sich um das Sammeln und Gruppieren von Daten.
Wenn ich also aus den Meinungen einiger weniger Top Manager großer Konzerne meine Trends in Management und Arbeitswelt im allgemeinen ableiten möchte, vernachlässige ich dabei all die kleinen und mittleren Unternehmen und die Einzelunternehmer bzw. Freelancer. Deren Arbeitswelt sieht jetzt schon anders aus als die der großen Unternehmen und wird sich auch in Zukunft wohl in eine völlig andere Richtung entwickeln. Und ihr Anteil am Gesamtwirtschaftsvolumen wächst nach allen mir bekannten Statistiken (ja, da sind sie wieder …).
Man kann also eigentlich sagen, daß die Ergebnisse der Umfrage nicht das Wirtschaftsleben der Zukunft wieder spiegeln sondern das eines evtl. kleiner werdenden Anteils der wirtschaftlich tätigen Menschen. Komisch oder? Jetzt interessiert mich das Ergebnis der Umfrage eher noch weniger …

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Social Media Optimization ist virales Marketing, sonst nichts

Jeder, der die Titelzeile dieses Postings liest und sich fragt, ob ich das nicht Unsinn ist, dem muß ich sagen: ja, ist es. Aber so habe ich es gestern Abend auf einem Vortrag zum Thema gehört. Wenn der Referent dann noch behauptet, daß es Millionen soziale Netz gibt (was stimmen mag oder auch nicht) und daß diese alle im Prinzip Kopien von Facebook sind, regt sich echter Argwohn. Wenn der Mensch dann auf die Frage nach Xing sagt, ja Xing sei ja etwas völlig anderes, dann weiß ich, daß er hier nicht ordentllich nachgedacht hat.
Zentraler Punkt des Vortrags war die Erklärung, daß Facebook-Interaktion potentieller Kunden und User nahezu ausschließlich aus dem “liken” meiner Facebookinhalte besteht. Und daß dann die Freunde des Users meine Produkte kaufen, weil der ursprüngliche User diese empfohlen hat … hier verwechselt der Referent soziale Netze mit MLM und Schneeballsystemen.
Auch scheint die pauschale Aussage, daß man Empfehlungen seiner Facebookkontakte, die ja alle meine Freunde sind (WTF?) mehr vertraut als “normaler Werbung” völliig frei von jüngeren Erkenntnissen der Soziologie und Topologie in Netzwerken zu sein, wie dem Modell der strong & weak Links und der social hubs nach Jon M. Kleinberg.
Zu guter letzt wies der Referent noch darauf hin, daß er zwar die Umsetzung von SM Strategien machen könne, die Konzepte dazu müsse aber der Kunde liefern. Ein furchtbarer Irrtum. Hinzu kommt, daß er an keiner Stelle erwähnt, daß die falsche Nutzung sozialer Medien durchaus zum Schaden von Unternehmen sein kann, wie jüngst das Beispiel TedaFax bewies. Thomas Knüwer hat dazu ein paar warme und richtige Worte gefunden.
Bleibt mir als nicht-Social Media-Berater nur zu sagen: ich möchte jeden Leser darauf hinweisen, daß es wirklich fähige Leute auf dem Gebiet der Beratung und Kundenbindung über neue Medien gibt. Leider verderben Leute wie der hier Skizzierte einem ganzen (in vieler Hinsicht sehr heterogenen) Berufszweig den Ruf. Schade, Chance verpaßt.

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From Knowledge to Competence Management – Part I

Introduction

This will be the start of a series of articles dealing with the transition of knowledge management to competence networking. I published this first part some time ago on another blog of mine and have revised it for republication here. Planned topics are the nature of knowledge, classical knowledge management, the idea of competence management, social capital, open innovation and which current developments in technology are able to support the realization of a competence network site.

The nature of knowledge

Most of the following ideas can be found in Managing Flow: A Process Theory of the Knowledge-Based Firm by I. Nonaka et al. We will use it only as a short introduction to advance quickly to the more practical topics.

First we have to make a distinction between knowledge and information. The german translation “Wissen” mixes the meaning of the two terms a bit so I would like to explain the probably obvious: information are facts, which can be collected, written down and transmitted. Knowledge can be divided in explicit knowledge which can be written down and transmitted and implicit or tacid knowledge, which can be described as “knowing how to do something”. Tacid knowledge is not readily transferable from one person to another.

Explicit knowledge seems to be strongly related to information but knowledge is subjective while information is not. Knowledge is an attribute acquired by a human being and therefore according to cognitive science filtered by personal views and experiences. A different person could come to different results when put into the same situation.

This leads directly to the next feature: knowledge is process-related which means that it is acquired in a process of interaction between one or more human beings and its or their environment. Different processes of acquisition may result in different outcome.

The process of knowledge acquisition normally ends with the subject identifying an acceptable outcome. What one views as acceptable has to obey our rules of aesthetics. So acceptable knowledge normally means aesthetic knowledge.

Knowledge is an extensive value which means its value (for a company) depends on the number of people possessing the knowledge while its exact value is uncertain since its subjective.

Its non-physical since it’s not used up when consumed. That also means that its transfer or publication can not be undone – just like information. This aspect will be of some importance when talking about open innovation later on.

Conclusion

All this means that knowledge can only be acquired in practice. Its created in the process of human beings interacting with each other and their environment. It’s not static, it’s completely dynamic. Storing it is like cutting a twig from a tree.

The next posting will deal with classical knowledge management and the relation of firms to knowledge, also known as the the knowledge-based view of the firm. Stay curious and leave a comment!

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re:publica, ich komme

Auch dieses Jahr wieder werde ich an der re:publica teilnehmen. Letztes Jahr war für mich das erste Mal und ich muß sagen: ich war begeistert. Ich habe alte Bekannte und neue Leute getroffen, spannende Vorträge gehört, an wahnsinnig interessanten Nebenveranstaltungen teilgenommen und ein wenig von dieser unglaublichen Stadt mitbekommen. Ach ja: und zum ersten Mal echte Berliner Buletten gegessen :)