Article
0 comment

Das Problem mit Prognosen …

Erst neulich las ich in einem niederländischen Wirtschaftsmagazin einen Artikel über Lynda Gratton, die angeblich (und das meine ich nicht abwertend, ich kenne sie schlicht nicht) zur Weltelite der HR Führungskräfte gehört. Diese machte Furore mit einer Publikation über die Ergebnisse einer Umfrage, die sie gemacht hatte, um heraus zu finden, welche Veränderungen klassisches Management in den nächsten 30 Jahren zu erwarten hat.
Also erst einmal finde ich es erstaunlich, daß sie aus einer Momentaufnahme Forecasts mit einer Reichweite von 30 (!) Jahren machen kann. Alle bisherigen Versuche in Wirtschaft und/oder Wissenschaften Voraussagen über einen längeren Zeitraum als einige wenige Jahre zu machen, sind gescheitert. Aus dem Jetzt auf das noch nicht entdeckte oder realisierte zu schließen ist schlicht weg unmöglich.
Was mich aber mindestens genau so schockiert ist die Auswahl der Interviewpartner für die Befragung und damit ja auch die Datenbasis für ihre Voraussagen: 200 Top Manager aus ca. 45 bekannten Großunternehmen. Seit ich Nicolas Talebs Buch “Der schwarze Schwan” gelesen habe, fallen mir solche Dinge häufiger auf.
Es gibt bei statistischen Aussagen einen methodischen Fehler, den man meist gar nicht sieht, und der schleicht sich mit der Auswahl der überhaupt in die Statistik einfließenden Daten ein. auch wenn in der hier betroffenen Umfrage vielleicht gar keine Statistik im eigentlichen Sinne betrieben wird, handelt es sich um das Sammeln und Gruppieren von Daten.
Wenn ich also aus den Meinungen einiger weniger Top Manager großer Konzerne meine Trends in Management und Arbeitswelt im allgemeinen ableiten möchte, vernachlässige ich dabei all die kleinen und mittleren Unternehmen und die Einzelunternehmer bzw. Freelancer. Deren Arbeitswelt sieht jetzt schon anders aus als die der großen Unternehmen und wird sich auch in Zukunft wohl in eine völlig andere Richtung entwickeln. Und ihr Anteil am Gesamtwirtschaftsvolumen wächst nach allen mir bekannten Statistiken (ja, da sind sie wieder …).
Man kann also eigentlich sagen, daß die Ergebnisse der Umfrage nicht das Wirtschaftsleben der Zukunft wieder spiegeln sondern das eines evtl. kleiner werdenden Anteils der wirtschaftlich tätigen Menschen. Komisch oder? Jetzt interessiert mich das Ergebnis der Umfrage eher noch weniger …