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Erklärbär – Aluminium in Antitranspirantien

Rebekka hat in einem Kommentar auf meinen ersten Post zum Erklärbär gefragt, wie das denn nun mit der Schädlichkeit von Aluminiumsalzen in Deos und Antitranspirantien ist.

Zuerst einmal möchte ich kurz definieren, womit ich mich heute befasse. Es gibt Deodorants und Antitranspirantien. Meist wird beides synonym für das andere verwendet, es gibt aber neben der bei beiden vorhandenen antibakteriellen Wirkung einen tatsächlichen Unterschied:

  • Deodorants übertünchen durch Geruchsstoffe und andere Chemikalien den Geruch von Schweiß. Sie enthalten normalerweise keine Aluminiumsalze.
  • Antitranspirantien reduzieren Abgabe von Schweiß durch die Haut. Wie das bewerkstelligt wird, dazu gibt es mindestens zwei Theorien. Die eine besagt, daß das Aluminium mit dem Schweiß eine Art Gel bildet, welches dann die Poren für eine gewisse Zeit verstopft. Die andere Theorie geht davon aus, daß das Aluminiumsalz die Eiweiße der Schweißdrüsen teilweise denaturiert, also unwirksam macht. Eine solche Drüse wäre dann für eine gewisse kurze Zeit an der Produktion von Sekret gehindert. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung [PDF] ist der tatsächliche Mechanismus eine Kombination aus beidem.

Grundsätzlich können verschiedene Aluminiumsalze in Antitranspirantien vorkommen. Altbekannt ist Alaun oder Kaliumaluminiumsulfat. Dessen Wirkung ist jedoch in den geringen Konzentrationen in Antitranspirantien oft zu schwach. Daher verwendet man heute häufiger Aluminiumchlorid und meist basisches Aluminiumchlorid oder Aluminiumhydroxychlorid.

In der populären Literatur wie in Dale Carnegies Lebensratgebern und in TV Magazinen meist zweifelhaften Rufs (wie “Akte” auf SAT.1) wurde ein Zusammenhang der Verwendung von aluminiumhaltigen Kosmetika mit verschiedenen Erkrankungen vermutet. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Alzheimer und (Brust-)Krebs.

Die Alzheimer-Hypothese stützte sich darauf, daß man an den betroffenen Stellen im Hirn eine erhöhte Konzentration an Aluminium nachweisen konnte. Nach allem, was man heute über Alzheimer weiß, handelt es sich um einen Defekt im Reparaturmechanismus des Hirns. Dort werden Proteine und Enzyme an potentiell beschädigten Nervenbereichen angelagert, die repariert werden sollen. Das ist bei nicht erkrankten Menschen ein temporärer Vorgang, das heißt, die Reparaturbausteine lösen sich irgendwann wieder von diesem Nervenareal. Bei Alzheimerpatienten jedoch nicht. Ganz im Gegenteil kommt es wohl immer wieder zu neuen Reparaturversuchen und um den Nerv bildet sich eine Art dicker Mantel. Der springende Punkt ist nun, daß diese Reparaturstoffe Aluminiumionen als Funktionsbausteine enthalten, ähnlich wie Hämoglobin Eisen enthält. Dadurch ist natürlich die Lauminiumkonzentration an diesen Stellen höher. Dale Carnegie empfahl in den 60er und 70er Jahren statt dessen einen von ihm vermarkteten “Deokristall”, der aber, was niemand offen zugab, natürlich aus einem Alaunkristall bestand …

Neuere Reportagen wollen nun einen Zusammenhang mit Brustkrebs erahnt haben. Mal abgesehen davon, daß es keinen Nachweis darüber gibt, daß auf die Haut aufgetragene Aluminiumsalze in nachweisbarer Menge in den Körper geraten, gibt es keinen wissenschaftlichen und auch keinen statistischen Nachweis, daß aluminiumhaltige Antitranspirantien karzinogen wirken. Dazu gibt es eine Literaturarbeit von 2008 und einen Artikel der Stiftung Warentest von 2013. Der meist von Aluminiumsalzkritikern zitierte Artikel von Phillippa Dabre im Journal of Inorganic Chemistry weist ausdrücklich darauf hin, daß man zwar im Brustgewebe und der Flüssigkeit von Krebspatientinnen erhöhte Aluminiumionenkonzentrationen nachgewiesen habe. Ob diese aber ursächlich für die Erkrankung oder eher Folge (ähnlich wie bei Alzheimer) sind, läßt der Artikel bewußt offen, weil man dafür einfach keinerlei Fakten hat. Aber selbst was die Aluminiumwerte im Brustgewebe angeht, gibt es widersprechende Studien, z.B. aus Brasislien [PDF].

Insgesamt kann man hier von medialer Panikmache sprechen. Das schon oben zitierte Handout des BfR [PDF] faßt die Datenlage gut zusammen. Man kann also auf aluminiumhaltige Antitranspirantien verzichten. Die Wirkung von Deos ist aber nicht annähernd so gut. Sollte man das tun, handelt es sich mehr um eine Reaktion auf die persönliche Befindlichkeit als auf harte Fakten. Aber die eigene Befindlichkeit ist ja auch nicht ganz unwichtig …

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